5. Therapiedauer
Grundsätzlich gilt für die Anwendung aller pharmakologischen Schmerztherapien, diese zugunsten einer kausal wirksamen oder nicht-medikamentösen Therapie möglichst kurz und mit der niedrigsten effektiven Dosis durchzuführen. Insbesondere ist die Dauer der Therapie mit einem Opioid zeitlich zu begrenzen [2].
So gilt der Einsatz von Opioiden für mehr als drei Monate als Langzeitanwendung. Hierfür ist für Opioide bislang bei den meisten Schmerzursachen keine gesicherte Evidenz nachgewiesen worden. Lediglich bei chronischen Rückenschmerzen und Arthroseschmerzen liegen für die Langzeitanwendung aussagekräftige Studien vor. So gibt die LONTS Leitlinie von 2020 die Empfehlung, dass Opioide diesen Patienten für den Zeitraum von 3-6 Monaten als eine Therapieoption empfohlen werden sollten (Evidenzgrad 1a) [2].
Regelmäßig ist zu überprüfen, ob folgende Kriterien für die Beendigung einer Opioid-Therapie vorhanden sind. Es sind dies z. B.:
- Unbefriedigende Schmerzlinderung trotz Titration bis zur maximal tolerierbaren Dosis bzw. bei Verschlimmerung des Schmerzgeschehens
- Auftreten nicht tolerierbarer Nebenwirkungen
- Beseitigung der zugrundeliegenden Schmerzursache, z.B. durch Operation oder Physiotherapie
- Inadäquates Patientenverhalten wie Selbstgefährdung durch Konsum illegaler Drogen und Alkohol, Suizidversuche, Neigung zu Depression oder Aggression, Verteilung bzw. Verkauf von Opioiden an Dritte, Fälschung von Rezepten etc.
- Weitere Verhaltensauffälligkeiten bzw. soziale Probleme durch dysfunktionales Verhalten in Familie und Beruf, Missachtung von Absprachen bzw. Terminvergaben
- Wunsch des Patienten auf Beendigung der Behandlung
- Verdacht auf Entwicklung einer opioid-bedingten Hyperalgesie
Sollte in Einzelfällen eine Langzeitanwendung von Opioiden über 3 Monate hinaus ausnahmsweise notwendig sein, ist mit diesen Patienten nach spätestens sechs Monaten die Möglichkeit einer Dosisreduktion und/oder eines Auslassversuches zu besprechen, um die Indikation der Fortführung der Behandlung und das Ansprechen auf parallel eingeleitete nicht-medikamentöse Therapiemaßnahmen (z. B. multimodale Therapie) zu überprüfen.
Die Therapieentscheidung zur Gabe von Opioiden ist insbesondere für die Einzelfälle, die länger als 3 Monate behandelt werden, nachvollziehbar zu dokumentieren