4. Besondere Patientengruppen

4.1    Ältere Patienten

Die Wirksamkeit von Antidepressiva ist auch für ältere Patienten belegt. Die Indikationen für eine medikamentöse Behandlung gelten i.d.R äquivalent zu jüngeren Patientengruppen (u.a. Ausnahme: Agomelatin). EKG-Veränderungen durch Antidepressiva sind bei älteren Patienten besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Aktualisierte Hinweise zum Einsatz verschiedener Antidepressiva bei älteren Patienten finden sich in der Priscus 2.0-Liste.
 

4.2    Demenz

Die Wirksamkeit von Antidepressiva bei Patienten mit Depressionen und Demenz ist empirisch nicht ausreichend belegt. Die klinische Erfahrung lässt jedoch darauf schließen, dass auch diese Patientengruppe medikamentös behandelt werden kann. Dabei sind jedoch Medikamente mit anticholinerger oder stark sedierender Komponente, insbesondere Trizyklika, zu vermeiden.
 

4.3    Schwangerschaft und Stillzeit

Bei einer Schwangerschaft und in der Stillzeit sollte eine individuelle, sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung bezüglich der Notwendigkeit einer medikamentösen antidepressiven Therapie vorgenommen werden. Dabei ist jedoch zu beachten, dass auch schwere psychische Krisen den Schwangerschaftsverlauf gefährden können. Eine psychotherapeutische oder medikamentöse Behandlung sollte daher auch im Interesse des werdenden Kindes betrachtet werden. Da sich zumindest von den länger gebräuchlichen Antidepressiva keines als eindeutig teratogen beim Menschen erwiesen hat, kann jedoch eine bewährte und notwendige Therapie in der Regel auch in der Schwangerschaft fortgeführt werden. Unter bestimmten Bedingungen kann dabei erwogen werden, die Dosis des Antidepressivums vor der Geburt zu reduzieren, um Anpassungsstörungen des Neugeborenen entgegenzuwirken. Unmittelbar nach der Geburt muss dann wieder mit der ursprünglichen therapeutischen Dosis weiter behandelt werden. Voraussetzungen für eine vorübergehende Dosisreduktion sind unter anderem, dass die Patientin während der bisherigen Schwangerschaft durchgehend psychisch stabil war, dass keine Hinweise auf eine bipolare Erkrankung vorliegen und dass aus der Vorgeschichte keine psychischen Erkrankungen im Wochenbett bekannt sind .
Aktualisierte Informationen zum möglichen Einsatz entsprechender Antidepressiva in Schwangerschaft und Stillzeit sind auf der Webseite www.embryotox.de erhältlich.
Weitergehende Informationen zur Arzneimitteltherapie in Schwangerschaft und Stillzeit finden Sie im Verordnungsforum 32 (Neuauflage 2023) der KVBW.