8.2 Praktische Anleitung zur Kompressionstherapie

Kurzzug-Kompressionsverband mit Unterpolsterung
Mehrkomponenten-Kompressionssystem


8.2.1 Tipps und Tricks

  • entscheidend sind die Weiterbildung und Schulung der Anwender
  • unterschiedliche Bandagiertechniken sind nicht relevant, Produktanleitung beachten


8.2.2 allgemeine Prinzipien:

  • Überprüfen der Indikation zur Kompressionstherapie (z. B. CVI, Ödem) und auch der Kontraindikationen (z. B. schwere periphere arterielle Verschlusskrankheit)
  • Überprüfen der Indikation für lokale Wundtherapie (z. B. Ulcus cruris venosum)
    Info: hydroaktive Wundtherapie
  • Überprüfen der Indikation für Pelotten zur Druckerhöhung (Aufpolstern)
    Info: lokales Aufpolstern zur Druckerhöhung entsprechend der anatomischen Verhältnisse (z. B. Bisgaard´sche Kulisse am distalen medialen Unterschenkel)
  • Überprüfen der Indikation für Pelotten zur Druckreduktion (Abpolstern)
    Info: druckgefährdete Bereiche können indirekt über Filzpelotten druckentlastet werden (z. B. Dekubitus über Malleolus lateralis)


8.2.3 Kompressionsverband:

Material:

Kurzzug-Kompressionsverband mit Unterpolsterung

  • Schlauchverband, Polstermaterial, 2 Kurzzug-Kompressionsbinden
  • Evtl. zusätzlich lokale Wundtherapie, Pelotten
  • Schlauchverband: aus Baumwolle, zum Hautschutz, zur Stabilisierung, Länge 3x Verbandlänge (ca. 180cm)
  • Polstermaterial: Wattebinde oder Schaumstoffbinde
  • Kompressionsbinde: hohe Steifigkeit, 8cm (am Fuß) bzw. 10cm Breite

Überziehen des abgemessenen Schlauchverbands (ca. 180cm)
Info: kurzstreckiges Zurückziehen des Schlauchverbands fußwärts zur Ausrichtung der Unterschenkel-Haare (v.a. bei Männern)

Während der gesamten Verbandsanlage Neutralstellung des Fußes / Sprunggelenks (Fuß gerade, Sprunggelenk 90o)
Info: erleichtert das Gehen, geringerer Kraftaufwand, geringere Sturzgefahr

  • Zirkuläre Anlage der Polsterbinde mit gleichmäßiger Überlappung bis zum proximalen Unterschenkel
    Info: Zehen frei lassen, keine Kompressionswirkung

Anlage der ersten Kurzzug-Kompressionsbinde Breite 8cm
Info: Zehengrundgelenke (Metatarsale-Köpfchen I/V) frei lassen (evtl. schmerzhaft) 

Wickelrichtung am Fußrücken von lateral nach medial (Unterstützung der korrekten Fußstellung), im Sprunggelenksbereich deutliche Überlappung, nur mäßige Bindendehnung, Indikatoren noch nicht relevant (sonst Kompressionskraft zu hoch), ab Knöchelregion gleichmäßiger Zug (Bindendehnung) und Überlappung.

Anlage der zweiten Kurzzug-Kompressionsbinde Breite 8 / 10cm
Info: am Unterschenkel gleichmäßiger Zug (Bindendehnung) und Überlappung entsprechend der Gebrauchsanleitung (z. B. Indikatoren), Abschluss der Bindentouren am proximalen Unterschenkel (Tuberositas tibiae frei), gesamter Muskelbauch der Wade muss umschlossen sein (verhindert Abrutschen des Verbands), beim Kniebeugen darf Kompressionsverband in Kniekehle nicht umschlagen (führt zur Stauung, Schnürfurche), Fixierung mit Pflasterstreifen

Überziehen des Schlauchverbands
Info: Zehen frei lassen (Inspektion möglich), Schlauchverband verdrehen (fester Kontakt zur Kompressionsbinde zur weiteren Stabilisierung)

Abschließende Frage nach dem Empfinden
Info: ein korrekt angelegter Kompressionsverband führt nicht zu Schmerzen, sondern wird beim Aufsitzen eher als angenehm und stabilisierend empfunden

  • und Information des Patienten
    Info: nächster geplanter Verbandswechsel, durch wen, Zuständigkeit bei Problemen (bessere Adhärenz)
  • Beim Verbandswechsel regelmäßig Hautpflege 
    Info: Kompressionsverbände führen zum Austrocknen der Haut

8.2.4 Mehrkomponenten-Kompressionssystem

  • meist Fertigsets zur Einmalverwendung
  • Indikatoren sind eine wichtige Verbesserung zur Unterstützung der korrekten Anlage eines Kompressionsverbands. Die Kompressionskraft ist unter anderem abhängig von der Bindenvordehnung (Bindenzug) und der Bindenüberlappung (Zahl der Bindenlagen). Die „gefühlt“ korrekte Anlage (aus Erfahrung) ist nicht verlässlich.
  • Indikatoren nicht am Fuß/Sprunggelenk verwenden

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