8.3 Klinische Tests zur arteriellen Durchblutung

Buergers-Test / Pole-Test:
einfache Methoden zur Überprüfung der arteriellen Perfusion vor geplanter Kompressionstherapie.

Die kritische Ischämie ist eine Kontraindikation der Kompressionstherapie.
Bereits die Inspektion gibt uns einen ersten Eindruck, anschließend erfolgt die Palpation der Fußpulse. Sind die Pulse der A. tibialis posterior und der A. dorsalis pedis gut palpabel kann eine relevante periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) als Kontraindikation zur Kompressionstherapie ausgeschlossen werden. Falls Pulse nicht tastbar sind, erfolgt üblicherweise die Dopplerdruckmessung mit Bestimmung des Dopplerindex (ABI, ankle-brachial-index). Als Mindestvoraussetzung werden ein ABI >0,5 oder ein Dopplerdruck in der Knöchelregion von >60mmHg genannt. Leider ist der ABI oftmals nicht sicher verwertbar (Ödem), bei ausgeprägten Ulcerationen schmerzbedingt nicht messbar oder aufgrund einer Mediasklerose (meist bei Diabetes mellitus) falsch hoch (ABI > 1,3). Konsequenterweise wird somit bei vielen Patienten mit Verdacht auf eine fortgeschrittene pAVK auf eine dringend notwendige Kompressionstherapie verzichtet.

Technische Durchführung:

Buergers-Test (1924):
Beim liegenden, gefäßgesunden Menschen bleiben die Füße auch bei 90-Grad-Elevation rosig und perfundiert und zeigen nach kurzem Gewebedruck im Zehenbereich eine Rekapillarisierung. Bei einer relevanten Ischämie kommt es nach 30s zur auffälligen Blässe. Hier kann der Auslösewinkel (vascular angle) bestimmt werden. Findet sich das Abblassen bereits bei <20 Grad besteht eine kritische Ischämie des Fußes.
Anschließend wird der Patient aufgesetzt. Bei normaler arterieller Perfusion erfolgt seitengleich eine schnelle Rückkehr zur rosigen und unauffälligen Hautfarbe. Bei relevanter pAVK erfolgt diese Reperfusion verzögert und wechselt im Weiteren zur reaktiven Hyperämie mit auffälliger Rötung aufgrund der metabolisch bedingten Arteriolendilatation. Erst später erfolgt wieder die Rückkehr zum normalen Hautkolorit.

Pole-Test (1994):
Dieser klinische Test nutzt ebenfalls die Hydrostatik zur Druckbestimmung. Beim liegenden Patienten findet sich ein ableitbares Dopplersignal im Fußbereich. Bei Elevation des Beins schwächt sich das auskultierbare Dopplersignal entsprechend der Höhe über Herzniveau ab. Über das Pascal´sche Gesetz lässt sich der Perfusionsdruck von Blut (Dichte 1,06x103 kg/m3) in vertraute mmHg (Dichte 1,36x104 kg/m3) umrechnen. Somit entspricht der gewünschte arterielle Perfusionsdruck von 60 mmHg einer Höhe von 77 cm. Ist in dieser Höhe ein pulsatiles Dopplersignal ableitbar, dann ist der Perfusionsdruck >60 mmHg. 
Diese Druckmessung durch Elevation zeigte bei intraoperativen Kontrollmessungen eine signifikant bessere Korrelation (Index) zur Ischämie als die ABI-Messung. Dieses Ergebnis war aber begrenzt auf Werte bis 60 mmHg.

Der Buergers-Test und der Pole-Test sind gut validierte, einfache Untersuchungsverfahren zur Überprüfung einer ausreichenden arteriellen Perfusion der Füße im erforderlichen Bereich von >60 mmHg. Ist bei einer Beinelevation von 77 cm ein Dopplersignal im Knöchelbereich ableitbar, ist eine kontrollierte Kompressionstherapie möglich.